Zeckenübertragene Erkrankungen
am 9.5.2001,
Dorint Hotel, St. Quentin-Ring 1,
67663 Kaiserslautern,
in Zusammenarbeit mit dem Borreliose-Bund
Deutschland,
unterstützt von Baxter, Hoffmann-La
Roche, Mikrogen, Chiron-Behring, Pajunk Medical Produkte.
Veranstaltung ist im Rahmen von Arzt im Praktikum anrechenbar.
Leitung:
PD Dr. Johannes Treib,
Dr. Ralph Wössner
Westpfalz-Klinikum,
Neurolog. Klinik,
67653 Kaiserslautern,
Tel. 0631 - 203 1792.
Programm
-
FSME
aus nationaler und internationaler Sicht- Prof.Dr. R. Kaiser,
Neurol. Klin. Städt. Klinikum, Freiburg
-
FSME
- Erkrankungsfälle in Rheinland- Pfalz , Dr. R. Wössner
-
Meningitis-
Studie Rheinland- Pfalz, PD Dr. M Pietsch, Instit. f. Hygiene
und Umweltmedizin
-
Ehrlichiose,
Dr.
Barbara Gärtner, Instit.f. Virologie, Uni- Kliniken des Saarlandes
-
Borreliose:
Einführung in das Krankheitsbild und aktueller Überblick,
PD
Dr. J. Treib
-
Borreliose:
Bedeutung der Borr. aus Sicht der HNO- Heilkunde, PD Dr. N. Stasche,
Klin. für HNO Heilkunde, Westpfalz- Klinikum, Kaiserslautern
-
Dermatologisches
Spektrum und Behandllungsmöglichkeiten der Borreliose, PD Dr.
P. Koch, Dermatol. Klin., Uni- Klin. des Saarlandes
Anwesend mehr als 100 Personen. Viele
kamen später und gingen eher weg. Gesundh. Minister (Bußmann)
hat nichts zu Veranstaltung beigetragen.(siehe auch Kopie Brief BBD).
FSME
- Prof. Kaiser
(siehe auch FSME Updates, Prof. Kaiser/Prof.
Kimmig, LGA, Stuttgart.,3.02)
Im Osten sehr viel: Polen, Lettland,
Litauen und sehr viel in Rusland, Auch Elsaß, und um Strassburg.
In D: entlang Donau/Main und in
Baden- Württemb, mehr als in Bayern wegen Impfprogr. da. (Siehe auch
Karte Chiron Behring). Ob Gebiete risikofrei sind, ist unsicher, denn alles
basiert sich auf freiwillige Meldung. Nur Labore haben seit 2001 eine Meldepflicht.
In 94/95 höchste Zahlen in Rusland und Süddeutschl, danach wegen
Impfung weniger Fälle. 2/3 der Fälle von Juni- August = Freizeitexposition!
Bei
Männern 2x so viel wie bei Frauen, warum ist unbekannt.
Inkubation: 10 Tage offiziell,
aber Praxis unterschiedlich (5- 30T). Prognose: nach FSME hat durchschnittlich
27- 40% der Patienten dauerhafte Defizite!
1. Phase: Dauer 7- 10 Tage
bei nur Meningitis (Hirnhautentz.). Dann günstige Prognose.
2. Phase: Enzephalitis (Gehirnentz.)=
schlimmer - bei jedem 3. Patient gibt es vorübergehende oder dauerhafte
Defizite, zB emotional durcheinander, Lähmungen, immer müde.
Oder Myelitis(Rückenmarksentz.)
= am schlimmsten, hohes Fieber, schnelle Entwicklung, oft zusammen mit
Hirnstamm- Enzeph.= diverse Lähmungen. Beatmungspflicht; Prognose:
80% dauerhafte Defekte (zB Ataxie - Gleichgewichtsstörungen), Letalität
10%. (!) Bei Kindern ist Verlauf etwas günstiger. Nachbehandlung also
nur eventuell lindernd oder unterstützend möglich, aber
nicht heilend.
Kombination Enzeph.+Myelitis
kommt stets mehr bei Älteren vor, weil auch Impfschutz nicht so zuverlässig
wegennachlassendem Immunsystem.
Impfen:
-
Aktive Immunisierung:
aktuell
nur ab 12 J. möglich, "toter" Impfstoff, mit inaktiviertem Virus,
Standardschema: 0- 1- 12 Mon. Bei Eile Schnellschema: Tag 1, Tag 7, Tag
21 und dann nach 3 J. auffrischen. Wenn die 3. oder letzte Impfung vergessen
wird, hat man im Jahr darauf keinen Schutz mehr!, obwohl es bei Kindern
etwas länger hält. Vielleicht reiche dann ein "booster". Eventuell
Impfschutz durch Blutprobe kontrollieren, obwohl sehr unterschiedliche
Testresultate! Kein Test zeigt richtig an ob man genügend geschützt
wär. Nach 1. Phase FSME ist man nicht ganz immun. Lieber extra impfen,
weil AK- Bestimmung gleich teuer ist. Er gibt aber keine allgemeine
Impfempfehlung. LB- Patienten könne man impfen, sagt er auf Anfrage,
obwohl
er in der Pause zugibt, dass man kranke Menschen,( auch LB Kranken),natürlich
nicht impfen soll.
-
passive Immunisierung sei nicht verlässlich
und wegen vieler Gefahren nicht zu empfehlen. Baxter hat hier in D.
keinen Impfstoff mehr. Nur noch Chiron (Encepur), aber das sei nicht für
Kinder unter 12 J. Vielleicht in 2002 wieder einer für Kinder da.
FSME
- Dr. Wössner
Südhessen, Odenwald, um Saarlouis
und Baden- Württemberg sind Endemiegebiete. Auch Tiere können
FSME bekommen; wenn man von einem kranken Tier gebissen wird, kann man
FSME
entwickeln! Übertragung auch durch Rohmilch.
Impfreaktionen: bei 1- 3% der Geimpften
gibt es die, Komplikationen gäbe es sehr selten. Im Impfstoff seien
keine neuronalen Proteine. Eine Neuritis nach einer Tetanus-Impfung gäbe
es 10 x öfter als nach einer FSME-Impfung.
Meningitis
- Dr. Pietsch
FSME-Meningitis gibt es auch in Rheinland-Pfalz,
Kreis Birkenfeld, Kreis Marburg. Gebiete nicht statisch, weil z.B Tiere
die Viren transportieren, auch in Vögeln. Sammelt Daten, vielleicht
in 2002 veröffentlicht.
Ehrlichiose
- Dr. Gärtner
Vorkommen: in Europa gibt es
wohl Endemiegebiete. Im Saarland wurden Soldaten getestet: 15% (!) waren
HGE-AK positiv ohne klinische Symptome. Verlauf ist oft asymptomatisch.
Kombination LB + HGE ist bei Menschen
wohl festgestellt, aber noch nicht signifikant. Viele Hunde sind betroffen.
Resevoir in Rotwild, Rehe. Human Granulocytic Ehrlichiosis (HGE) ist häufiger
als Human Monocytic Ehrlichiosis (HME) hier in Europa, ist klinisch nicht
zu unterscheiden, auch nicht bei Behandlung. Beides von Zecken verbreitet.
Bei HGE: Thrombozytopenie, Transaminasen (=Leberenzyme GOT und GPT) testen.
Bei Menschen gibt es auch lethale
Fälle wegen Immundefekten. Je älter der Patient, desto schlimmer
wird die Ehrlichiose. Es gibt keine lebenslange Immunität. Vorbeugen:
Zecke schnell richtig entfernen!
Diagnose: Indirekt - AK IgG
erst 7 bis 30 Tagen nach Infektion, aber nur bei etwa 90%
Direkt testen durch Blutausstrich
(nur 25- 50% Sensitivität),
PCR
besser (90% Sensitivität), Kultur nicht für Routine geeignet.
Therapie: Sie empfiehlt Doxycycline
- 200 mg/Tag über 5- 8 Tage, oder Rifampicine 600 mg/Tag. Erfolg:
98% fieberfrei nach 48 Stunden.
Borreliose
- Dr. Treib
Vorkommen Zecken in privater Umgebung:
flaggen! Dabei Tuch erst über ein Tier reiben wegen Pheromone. Pauschaler
Durchseuchung Schweiz: 10%.
Hauptsymptome: bei "Neuro"LB : 1. Polyradikulitis (Meningopolyradiculitis) kommt am meisten vor, dann 2. Facialisparese, und 3. Meningitiden.
Bei Neuro LB kommen nach 4 Jahren noch chronisch diffuse Beschwerden vor,
vor allem Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme,
Müdigkeit. Westernblot
IgG weist dann nach 4 Jahren noch etwa 70% der bewiesenen AK positiv.
Testen: Es gibt oft grenzwertige
Tests (Angaben Ulm und Homburg: 24% und 20%,) das kann LB sein oder nicht.
Serum Westernblot sei besser als ELISA.
Beide oft in ersten Wochen negativ. Erst ab 42 Tag seien IgG Werte 100%
positiv. Laborwerte oft unterschiedlich. Bei einer Prüfung an
Soldaten im Rheinland-Pfalz war auch noch später von Restsymptomen
die Rede.
Therapie: keine Prophylaxe!
Er empfiehlt in Stadium I: Doxycyclin 2 x 100 mg /Tag; oder
Amoxicillin 3 x 750mg, evt. Erythromycin. Bei Stadien II und III über
2- 3 Wochen 1x2gr Rocephin oder 2x3gr Claforan iv pro Tag.
Es steht ein älterer Arzt im
Publikum auf, der auf die Schwere der Borreliose-Problematik mehr hinweisen
möchte. Sie soll nicht als so leicht zu behandeln abgetan werden.
Es gibt mehrere Reaktionen dieser Art unter Patienten im Publikum. Frau
Fischer fragt Andacht für kardiologische Beschwerden (Pericarderguss-
Herzbeutelentz.) durch LB.
Nach meiner Meinung (J. Gruber) hätte Dr. Treib es auf einer AiP-Ausbildungsveranstaltung nicht versäumen sollen, näher auf seine eigenen Arbeiten zur Erregerpersistenz einzugehen. Er hätte, meine ich, auch darstellen sollen, daß die Frage der Behandlungsdauer und der Art und Dosis der verwendeten Antibiotika wissenschaftlich noch offen ist
Vorschläge für weiterführende Literatur:
Borreliose
HNO, Dr. Stasche
Er nimmt Bericht Dr. Bleiweiss
als Beispiel. Durch LB gibt es z.B. Kehlkopflähmung, auch einseitig,
Heiserkeit oder Hörsturz, oder Überempfindlichkeit auf Geräusche.
In 60% der Fälle tritt bei NeuroLB die Facialis-Parese
auf, ein- oder beidseitig. Es gibt auch periphere Facialis-Paresen, es
können alle Nerven im Gesicht betroffen sein, in verschiedenen Abstufungen.
Bei peripheren Fac. Paresen können evtl. Hör- und Gesichtsnerv
betroffen sein durch naheliegende Myelinschichten.
LB Test positiv bei 17- 30% der
Hals-Nase-Ohren-Erkrankten, ähnlich hoch wie bei Durchseuchung.
80% haben Neuropraxie (Störung
der umgebenden Myelinschicht des Nerves), 20% haben Störungen an nervenleitender
Substanz.
Es werden Speichelproduktion, Hörsensibilität
und Tränenproduktion geprüft. Früher wurde oft operiert
am Knochenkanal um den Nerv, heute nicht mehr, weil Erholung erreicht werden
kann. Wohl nicht zu 80%, wie früher gesagt, aktuelle Zahl ist 50-
60%.
Diagnose: eigentlich Ausschlussdiagnose
-
durch ENOG (Elektroneuronographie),
aber hierbei hohe Fehlaussage!
-
Hitzelberger Zeichen/Schirmtest (Tränenproduktion)
-
Topologie (Geschmackstest)
-
Stapedius Reflexe messen bei akustischen
Störungen
-
Magnetstimulation (keine Routine)
-
Schwellendiagram, Sprach/Audiogramm,
Hirnstrommessung (Bera) auf akustische Reize
-
Schwellendiagnostik (Vestabularisschwindel)
-
Ohrmikroskopie
Differentialdiagnose
-
idiopatische Bellís Palsy, Melkersson-
Rosenthal Syndrom
-
Fraktur, Gesichtsverletzung nach Unfall,
Geburtstrauma, Operationstrauma
-
Herpes Zoster oticus, Mittelohrentzündung
(Otitis media), chron. Knochenvereiterung im Mittelohr, TBC, EPSTEIN-BARR Virus.,
-
Tumore/Neurinome im Kopfbereich, versteckte
Cholesteatome (Perlgeschwülste)
Therapie:
-
bei Bellís Palsy von LB: 3x5 mega Penicilline
iv; Tetracycline iv, Amoxicillin iv;
-
bei Stadium II/III: Cephalosporine iv
(nach Stennert Schema)
Borreliose
- Hautkrankheiten, Dr. Koch
Acrodermatitis Chronica Atrophicans
(ACA) ist in USA selten, sie
tritt in Europa oft einseitig auf, zeigt auch weisse Flecken,
Borrelia afzelii verursacht oft
ACA, bei Borrelia garinii gibt es vorwiegend NeuroLB.
Differentialdiagnose: Sklerodermie,
solche Formen in Kombination mit ACA oder Sklerodermie in der ACA treten
auf, aber sind selten. Weitere DD z.B. Pilzerkrankungen und andere Hautläsionen.
Therapie Stadium III: Penicillin
G, 4x3 gr iv; bei ACA eher Ceftriaxon (=Rocephin)
caw
3/2002
Siehe auch Bericht Ute Fischer.
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