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Subject: Fw: Rundmail 62

Date: February 7, 2016 5:50:36 PM GMT+01:00

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Hochmut kommt vor dem Fall

Selbst ernannte Experten lassen sich eher aufs Glatteis fŸhren.

Autoren: Jan Dšnges, Laura Hennemann, Alexandra Seidel, Daniela Zeibig

Quelle: Spektrum der Wissenschaft, 3. September 2015, Psychologie/Hirnforschung È Geistesblitze


Wer sich auf einem Gebiet besonders gut auszukennen meint, ist leichter von Dingen zu Ÿberzeugen, die er gar nicht wissen kann. Das berichten Forscher um Stav Atir von der Cornell University in Ithaca (USA).

(Psychol. Sci. 10.1177/0956797615588195, 2015)


Atir und Kollegen hatten das so genannte ÈOverclaimingÇ untersucht, bei dem Menschen ihr Wissen ŸberschŠtzen und etwa behaupten, mit bestimmten Begriffen vertraut zu sein, obwohl es diese gar nicht gibt, oder von Ereignissen gehšrt zu haben, die frei erfunden sind.


Die Probanden sollten beispielsweise einschŠtzen, wie gut sie sich in der Welt der Finanzen auskannten. Anschlie§end prŠsentierten die Wissenschaftler ihnen eine Liste mit 15 ver- meintlichen Fachtermini, bei denen die Versuchsteilnehmer jeweils angeben mussten, ob sie damit vertraut waren oder nicht. Dabei zeigte sich: Je mehr Ahnung die Probanden zu haben glaubten, desto besser wussten sie erstaunlicherweise nicht nur Ÿber Inflation oder bestimmte Arten von Kapital- darlehen Bescheid, sondern waren sich auch umso sicherer, schon mal etwas von Èannualisierten KreditenÇ gehšrt zu haben. Doch den Begriff hatte Atirs Team frei erfunden. Denselben Trend beobachteten die Wissenschaftler bei Fragen rund um Biologie, Literatur, Philosophie und Geografie. Selbst wenn man die Versuchsteilnehmer zu Beginn des Tests warnte, dass es manche der AusdrŸcke gar nicht gebe, blieb der Effekt bestehen.


Um zu ŸberprŸfen, ob tatsŠchlich der Glaube an die eigene Expertise Overclaiming fšrdert, konfrontierten die Forscher ihre Probanden in einem weiteren Experiment mit einer Liste aus echten und erfundenen StŠdtenamen. Zuvor teilten sie die Teilnehmer per Zufall in drei Gruppen ein. Zwei absolvierten zunŠchst ein StŠdtequiz, das entweder aus besonders einfachen oder besonders schweren Fragen bestand. So wurde der Refe- renzwert fŸr die eigene SelbsteinschŠtzung manipuliert. Und tatsŠchlich: Wer die einfachen Fragen beantwortet hatte, glaubte hinterher nicht nur, sich besser auszukennen, sondern war auch eher von der Existenz von Orten Ÿberzeugt, die der Fantasie der Wissenschaftler entsprungen waren.


Was im Labor harmlos erscheint, kšnnte im wahren Leben schwerwiegendere Folgen haben, so die Forscher. Overclaiming verleite manche Menschen dazu, sich auf Gebieten, in denen sie sich fŸr Experten halten, nicht weiterzubilden, und kšnne zu dramatischen Fehlentscheidungen fŸhren. In diesem Fall seien oft nicht Unwissen und Ignoranz das Problem, sondern die Illusion des Wissens.